Wenn neben dem Mangel an Fachkräften, auch Arbeiten auf Augenhöhe und in Netzwerken wichtiger wird, als in klassischen Befehlsketten und Mitarbeiter zunehmend die Einhaltung von Werteversprechen einfordern, weil hohe Fachkompetenz und ein gutes Gehalt nicht mehr als Differenzierungsmerkmale ausreichen, dann wird nicht selten der Ruf nach mehr Empathie im Management laut.
Als Empathie (gr. emphátheia = Leidenschaft) bezeichnet man die Fähigkeit, sich in andere hineindenken und -fühlen zu können. Also, eine Form von Mitgefühl und Identifikation mit dem Gegenüber, jedoch ohne Mitleid. Empathie bedeutet wertfrei erkennen zu können, was in dem anderen vorgeht. Dies setzt jedoch grundsätzlich eines unabdingbar voraus: Selbstempathie. Wer seine Gefühle nicht mehr wahrnehmen oder benennen kann, wird nicht in der Lage sein, Empathie für andere zu empfinden.
Und genau damit beginnt die Herausforderung. Das – wohlgemerkt von uns Menschen selbst definierte – Ziel unseres Wirtschaftssystems ist noch immer ‚Höher, Schneller, Weiter‘. Mehr als der andere zu haben. Sich selbst zu bevorteilen. Eigenschaften wie analytisches Denken, klarer Verstand, strategisches Handeln und taktisch & politisch kluges Agieren und der alles überlagernde Wunsch besser, größer und stärker zu sein, wurden bis zur Perfektion über Jahrzehnte trainiert, um diese Ziele zu erreichen. Die Definition von beruflichem Erfolg basiert – noch heute zu weiten Teilen – ausschließlich auf dem Maximierungsgedanken. Mehr Geld, mehr Macht, mehr Kunden, mehr Kalkül, mehr Einsatz, mehr Verantwortung = mehr Erfüllung, mehr Glück, mehr Zufriedenheit, mehr Lebensfreude? Wie soll es für jemanden, der sein Leben auf diesem Wertesystem aufgebaut hat, darin lebt und dieses ungefragt bedient, möglich sein, Empathie zu empfinden? Die Härte des Maximierungssystems macht Menschen ebenso härter, bietet hervorragenden Nährboden für Sarkasmus, Zynismus, Narzissmus, Egoismus. Herzenskälte. Es ist wie ein Muskeltraining, wer nur eine Seite seines Körpers trainiert, wird auch nur auf dieser Seite definierte Muskeln haben. Die andere Seite verkümmert.
Und nein, ich muss enttäuschen, die gefühlte Liebe zu der eigenen Familie und den Kindern, kann das weder ausgleichen, noch spielt es hierbei eine Rolle.
Empathie ist also Trainingssache.
Der Unterschied zwischen funktionaler Empathie und authentischer Empathie
Die nächste Hürde besteht jetzt darin, dass Empathie nicht einfach angewendet werden kann, wie eine höfliche Floskel. Sie verfehlt ihre Wirkung, wenn sie strategisch oder gar manipulativ eingesetzt wird. Wer das versucht, bedient sich der funktionalen Empathie. Doch diese hat keine nachhaltige Wirkung.
Authentische Empathie kann man nicht auswendig lernen, man muss sie fühlen lernen. Und dies beginnt mit dem Fühlen von sich selbst. Wenn man nicht achtsam mit sich umgeht, seine Grenzen, seien sie mental oder körperlich immer wieder überschreitet, sein eigenes Bauchgefühl übergeht, nicht seinen Überzeugungen entsprechend handelt, sondern eher funktioniert oder gar opportun agiert, verliert den Bezug zu sich selbst. Wie oft versinkst Du im www., verbringst Stunden in SoMed, vor dem TV oder mit unendlich vielen anderen Aktivitäten, nur um nicht in der Ruhe mit Dir selbst konfrontiert zu werden? Und es ist kein Phänomen, dass das Streben nach ‚Mehr‘ häufig paradoxerweise innere Leere zur Folge hat.
Selbstempathie kann man üben. Es beginnt ganz simple damit, bewusst Zeit mit sich selbst zu verbringen. So einfach, wie es sich anhört, so konsequent sollte es praktiziert werden.Zum Beispiel mit den Monatsmeditationen.
Es ist nicht neu: ein motivierter Mitarbeiter, der sich verstanden und wertgeschätzt fühlt, wird wesentlich leistungsbereiter sein, als jemand, der nur die Anordnungen seines Vorgesetzten ausführt. Das rasant steigende Angebot an hochprofessionellen Mindfulness-Programmen kommt nicht von ungefähr. Menschen streben zunehmend nach Inhalten. Und ich freue mich sehr über die nachfolgenden Generationen, die ihre Erwartungen an Arbeitgeber, hinsichtlich Zeiteinsatz, Unternehmensverantwortung und Werten sehr klar formulieren: Profit machen zum Wohle von Mitarbeitern, Kunden und der Umwelt, nicht ausschließlich zum Wohle von ein paar wenigen Kapitaleigentümern.
Wenn Du mehr über unsere Ausbildung ‚Mindful in Business & Life‘ erfahren möchtest, sende mir einfach eine Nachricht.
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