Kollegen um Hilfe zu bitten ist so eine Sache. Ihnen selbst zu helfen, auch.

Viele von uns stehen unter Druck. Das Projekt ‚in time‘ zu halten, die Zahlen abzuliefern, die Folien zu finalisieren, die E-Mails zu beantworten, das Meeting vorzubereiten. Nicht zuletzt die Stakeholder zu bedienen. Das Streben nach Optimierung unserer Zeit und unserer eigenen Ressourcen droht Überhand zu nehmen. Alle gängigen Time-Management- und Kompetenzentwicklungsseminare sind besucht und dennoch, droht manchmal die Arbeitsflut über unseren Köpfen zusammenzubrechen. Leicht Entspannung setzt ein, wenn eine Woche glimpflich vorüber ging. Damit am Wochenende wirklich Zeit für die Familie und Freunde bleibt. Und man nicht das nacharbeiten muss, zu dem man während der Woche nicht mehr kam. Oder vorarbeiten, damit es in der nächsten Woche luftiger wird. Aber gestatten Sie eine Frage: haben Sie am Ende einer bereits Sonntags vorgearbeiteten Woche, schon mal festgestellt, dass es wirklich überschaubarer blieb?

Und, als ob das Pensum nicht reichen würde, wie verhält man sich am besten, wenn einen dann noch Kollegen um Hilfe bitten? Mal ein praktisches Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein*e Kollege*in steht neben Ihrem Schreibtisch und bittet um Unterstützung. Welcher Gedanke kommt Ihnen als erstes in den Kopf? Wie reagieren Sie? Fragen Sie sich, warum sie ihr/ihm ‚auf’s Pferd helfen sollten‘? Oder, wieviel Zeit Sie wohl die Unterstützung kosten wird? Was haben Sie davon, dass Sie helfen? Oder auch: ‚vor welchen Karren möchte sie/er Sie spannen, damit das Ziel erreicht wird‘?

Ursachen liegen in der Unternehmenskultur

Ich kenne Menschen, die antworten gnadenlos auf ein Hilfegesuch von Kollegen mit folgenden Worten: „Zahlt das auf meine Scorecard ein? Was hab‘ ich davon, Dir zu helfen?“ Ein Schlag vor den Kopf. Doch ich bin der Meinung, man kann das zwar menschlich verwerflich finden, aber dennoch bringe ich ein gewisses Verständnis für ihr Dilemma auf. Maximal unter Performance-Druck ist ihnen die Großzügigkeit im Umgang mit ihrer Zeit abhanden gekommen. Traurig, aber wahr. Auch wenn diese Haltung beschämend und kurzsichtig ist. Im übrigen kommt die Nicht-Beantwortung einer E-Mail mit vergleichbarer Qualität beim Absender an, wie die oben ausgesprochene egoistische Haltung in direkter Kommunikation. Es gibt Unternehmen, deren Etikette eine direkte Absage nicht zulässt. Wenn man jedoch grundsätzlich an der Unternehmenskultur nichts ändert, besteht die Gefahr, dass sich der allgemein gängige Stil verbreitet, einfach gar nicht zu reagieren. Wenn man direkt persönlich angesprochen wird, zeigt man sich selbstverständlich supportive. Doch danach folgt Zero. Und ob man reagiert, wird maßgeblich davon beeinflußt welchen Rang bzw. welche Position der Anfragende inne hat. Sofern die Gefahr der Ignoranz überschaubar bleibt, gilt nach wie vor folgendes: wer nicht will, bewegt sich auch nicht. Der hat sich die Frage noch der Scorecard längst selbst beantwortet.

Doch was macht das mit uns als Menschen? Und was macht das mit der Kultur eines Unternehmens?

Der Buddhismus hat darauf längst eine Antwort gefunden:

Die Worte, die ich spreche, hört mein Gegenüber. Aber ich höre sie ebenso selbst. Die Bewegungen, die ich mache, sieht mein Gegenüber, aber mein Geist speichert sie ebenso ab. Wenn ich in meinem Umfeld positiv tätig werden kann, strahlt es auf mich zurück. Es ist die unabdingbare Voraussetzung und Basis für nachhaltig zufrieden stellenden Erfolg.

In unseren Workshops und Trainings befassen wir uns immer wieder mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Umgangsformen, die sich in die Arbeitswelt eingeschlichen haben. Aber vor allem mit dem Menschen an sich und wie er als zufriedener, belastbarer und mehrwertstiftender Faktor bestehen bleiben kann.

Mehr Infos zum Thema ‚Karmic management‘ finden Sie u.a. in diesem Podcast: https://www.youtube.com/watch?v=O8jzS0m1jLk


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